Flamme der Erinnerung neu entfacht

Die Essener Falken bringen ihr Multimediaprojekt neu an den Start.

Bereits 2013 hatte der Kreisverband Essen ein GPS-basiertes Geocaching-Spiel entwickelt, das Jugendliche zu historischen Orten in Essen führt. Jetzt wird das Konzept unter einem neuen Namen weitergeführt und ausgebaut.

 Die Essener Falken haben ein Geocaching-Stadtspiel entwickelt, das an die Verbrechen der Nazi-Herrschaft erinnern soll. Dieses Spiel funktioniert wie eine GPS-basierte Stadtrundfahrt: Jugendliche begeben sich mithilfe von GPS-Daten und Tablets auf die Suche nach Orten in Essen, an denen sich zwischen 1933 und 1945 Taten und Untaten des NS-Regimes abspielten. Während beim klassischen Geocaching meist Alltagsgegenstände versteckt werden, wenden die Falken das Prinzip auf einen historischen Kontext an. In den Caches befindet sich jeweils ein QR-Code, der die Teilnehmenden direkt auf eine Website führt. Dort finden sie Informationen über die Geschichte des jeweiligen Ortes und können Aufgaben lösen.

 

Antifaschistische Spurensuche im Wandel der Zeit

  • 1924-2009Archiv - Dr. Ernst Schmidt

    Das Archiv Ernst Schmidt ist aus einer privaten Initiative des Essener Historikers Dr. Ernst Schmidt entstanden. Das Archiv beinhaltet ca. 12.000 Dokumente (Akten, Einzelschriftstücke), Fotografien, Bücher, Broschüren, Zeitungen, Flugblätter, Zeitzeugeninterviews und 3D-Objekte (Orden, Erinnerungsstücke, Gebrauchsgegenstände) vor allem zur Geschichte der Essener Arbeiterbewegung im 19. und 20. Jahrhundert sowie zu Essen unter nationalsozialistischer Herrschaft.

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  • 1980er JahreAntifaschistischer Stadtrundgang - Horst Zimmer

    Ein antifaschistischer Stadtrundgang führt durch verschiedene Orte einer Stadt, an denen Geschehnisse aus der Zeit des Nationalsozialismus und des Widerstands dagegen thematisiert werden. Solche Rundgänge werden von unterschiedlichen Initiativen organisiert und machen die Geschichte vor Ort greifbar. Ziel ist es, die Erinnerung an den Nationalsozialismus wachzuhalten, den Widerstand sichtbar zu machen und zugleich Brücken zur Gegenwart zu schlagen, indem aktuelle Bezüge zum Antifaschismus aufgezeigt werden.
  • 13.11.2013Antifaschistisches Geocaching-Spiel "Schlauer statt rechts"

    Die Essener Falken präsentierten am 13. November 2013 im Falkenzentrum Süd ein Geocaching-Stadtspiel, das an die Verbrechen der Nazi-Herrschaft erinnern soll. Das Spiel war eine GPS-basierte Stadtrundfahrt, bei der Jugendliche mittels GPS-Daten und eines dazugehörigen Tablet-PCs Orte auffinden, an denen sich zwischen 1933-45 (Un-)Taten des Nazi-Regimes abspielten. Beim „klassischen“ Geocaching sind die „Caches“ Alltagsgegenstände, die in der Umgebung versteckt sind und von den Spielern im Stile einer Schnitzeljagd entdeckt werden müssen. Die Falken versuchten, das Konzept auf einen historischen Inhalt anzuwenden. Durch einen QR-Code, der sich in den Caches befindet, gelangen die Jugendlichen auf eine Website, wo sie Informationen zur Historie ihres Standorts sowie Aufgabenstellungen erhielten.

    Zum Archiv

  • 01.07.2025AntifaCaching: Auf Spurensuche gegen Rechts

    Bereits 2013 haben die Essener Falken mit ihrem Geocaching-Stadtspiel einen neuen Weg gefunden, an die Verbrechen der NS-Zeit zu erinnern. Jugendliche konnten per GPS und Tablet historische Orte entdecken und über QR-Codes mehr über deren Geschichte erfahren. Diesen Ansatz wollen wir nun erneuern: mit mehr Medien, interaktiven Aufgaben und besseren Möglichkeiten, Erlebnisse zu teilen und sich zu vernetzen. Gerade heute, wo rechtsextreme Kräfte wieder stärker werden, ist antifaschistische Aufklärungsarbeit wichtiger denn je. So bleibt die digitale Spurensuche lebendig, stärkt das Bewusstsein für ein „Nie wieder“ – und zeigt: Erinnern, Aufklären und Zusammenhalten ist jetzt.
Welche Ziele verfolgt das Spiel?
Das antifaschistische Geocaching-Spiel will die Verbrechen des Hitler-Faschismus durch einen konkreten Bezug zu Essen sichtbar machen. Dafür wurden 33 Orte ausgewählt, die zur NS-Zeit eine Rolle spielten. Besonders Jugendliche sollen mit einer multimedialen Herangehensweise erreicht und ermutigt werden, sich mit dieser Zeit auseinanderzusetzen — auch mit Beispielen mutigen Widerstands. Das Projekt versteht sich bewusst als Gegenentwurf zu trockenem Geschichtsunterricht: Statt nur Texte zu lesen, können die Teilnehmenden mit Tablets, GPS und QR-Codes historische Orte entdecken und mehr über die Ereignisse erfahren. Darüber hinaus soll das Spiel helfen, eine lebendige, antifaschistische Gedenkkultur zu stärken und zu erweitern denn Rassismus, rechte Hetze und Geschichtsverzerrung sind auch heute noch Realität.
Wie wird das Spiel bei den Falken genutzt ?
Das Geocaching-Spiel wird in den Kinder- und Jugendgruppen ab 10 Jahren eingesetzt, um die Geschichte des eigenen Stadtteils lebendig zu vermitteln und in den Gruppenstunden zu vertiefen. In Kooperation mit Schulen können Schüler*innen das Thema spielerisch entdecken und ihr Wissen fächerübergreifend ausbauen – auf Wunsch auch stadtweit. Während der Ferien-Projektwochen der Falken bietet das Spiel die Möglichkeit, noch intensiver zu arbeiten oder eigene Stationen zu entwickeln. Außerdem können andere Falkengliederungen das Spiel nutzen, um das Ruhrgebiet auf eine besondere Art zu erkunden. Darüber hinaus wird das Spiel bei Schulungen von Junghelfer*innen eingesetzt: Dort verbindet es antifaschistische Wertearbeit mit praktischen Methoden der Gruppenarbeit.
Welchen Nutzen hat die offene Kinder- und Jugendarbeit ?
Das Geocaching-Spiel unterstützt die Offene Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) dabei, junge Menschen in ihrer persönlichen und sozialen Entwicklung zu fördern. Es verknüpft Medienarbeit mit Wertorientierung und vermittelt antifaschistische Bildung spielerisch und niedrigschwellig. Als Teil des Profils des Falkenzentrums Süd ergänzt das Spiel bestehende Angebote wie Festivals, Gedenkstättenfahrten oder Ferienprogramme. Es stärkt Teamarbeit, Eigenverantwortung und Beteiligung, da die Jugendlichen gemeinsam planen, Aufgaben lösen und ihre Erfahrungen reflektieren. Über Kooperationen mit Schulen oder andere OKJA-Einrichtungen können noch mehr Jugendliche erreicht werden. Das Spiel ist flexibel einsetzbar, fördert Begegnung und Vernetzung und zeigt, dass politische Bildung Spaß machen kann.
Warum digitale Medien für die Erinnerungsarbeit?
Jugendliche bewegen sich selbstverständlich in digitalen Welten und nutzen Internet und soziale Medien, um sich zu vernetzen und Informationen zu gesellschaftlichen Themen zu erhalten. Mit dem Geocaching-Spiel können sie Geschichte dort entdecken, wo sie passiert ist – anhand konkreter Schicksale in ihrer direkten Umgebung wird Geschichte greifbar und nachvollziehbar. Die Kombination aus Geocaching, Online-Recherche und eigener Medienproduktion macht die Jugendlichen selbst zu aktiven Gestalter*innen. So erwerben sie reflexive Medienkompetenz, statt Medien nur passiv zu konsumieren. Die Verbindung von Spaß an Technik mit einer Auseinandersetzung mit der NS-Zeit schafft einen zeitgemäßen Zugang, der ihre Lebenswelt aufgreift und politische Bildung nachhaltig verankert.
Pädagogische Tipps & Anregungen
Altersempfehlung: Geeignet ist das Spiel ab 10 Jahren. Die Aufgaben und die Dauer sollten an die Fähigkeiten und Vorkenntnisse der Gruppe angepasst werden. Vorbereitung: Auf der Website findest du alle Zielorte mit GPS-Daten und Barcodes. Diese Barcodes werden in einem Cache am Zielort versteckt. Vor dem Start sollte die Technik gecheckt werden: Internetfähiges Gerät, GPS-App, QR-Code-Scanner, Smartphones zum Fotografieren Durchführung Optimal ist eine Gruppengröße von 5 bis max. 8 Personen mit Begleitperson. Jede Gruppe sollte mindestens ein Gerät dabeihaben, um Caches zu finden und QR-Codes zu scannen. Ausdrucke der Zielorte sind sinnvoll, falls die Verbindung ausfällt. Auswertung & Feedback: Am Ende sollte es eine Reflexionsrunde geben. Wer möchte, kann Erlebnisse, Fotos oder Videos an die Falken schicken. Angemeldete Gruppen erhalten eine Urkunde für ihr Engagement.

Geocaching Spiel

Auftakt ab Herbst 2025

Auch 2025 wächst unser Geocaching-Spiel weiter: Immer mehr Spielerinnen und Spieler kommen dazu, und die ursprünglichen 33 Spielorte werden nach und nach erweitert.
So bleibt die digitale Spurensuche lebendig, offen für neue Geschichten und verbindet Menschen, die gemeinsam erinnern wollen.
Das Spiel lebt vom Mitmachen – jede neue Station macht Geschichte vor Ort noch sichtbarer.

120

Anzahl Spieler*innen

33

Anzahl Spielorte

Adressen der Spielorte

Denkmalpfad-Tafel "Schule Dechenstraße 25"

Infos

Historischer Hintergrund
Die politischen Häftlinge, an die die Gednktafel erinnert, waren Menschen, die sich tatsächlich oder vermeintlich dem NS-Regime widersetzt hatten – meist Sozialdemokratinnen, Sozialistinnen oder Kommunist*innen. Sie stammten aus Deutschland, Polen, den Niederlanden, Belgien, Frankreich und Italien und wurden im SS-Strafgefangenenlager am Siemensplatz in Essen-Altendorf, der heutigen Dechenschule, festgehalten. Seit 1962 mahnt der Stein an ihr Schicksal und erinnert zugleich an alle Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter, die in Essen ums Leben kamen. Das Lager diente ab Mai 1943 zunächst als Zwangsarbeiterlager und wurde später zu einem Arbeitserziehungslager umfunktioniert, in dem die Gestapo und die Firma Krupp ausländische Arbeiter, aber auch Bürgermeister, Beamte und Geistliche willkürlich inhaftierten, um die Bevölkerung einzuschüchtern. Die rund 350 Gefangenen litten unter katastrophalen hygienischen Bedingungen, Hunger, Misshandlungen und Zwangsarbeit; mindestens 33 Menschen überlebten die Haft nicht. Der Gedenkstein ist damit nicht nur ein Symbol gegen das Vergessen, sondern auch ein sichtbares Zeichen für Völkerverständigung und gegen die Willkürherrschaft der Nazis.
Bombenangriff
Am 23. Oktober 1944 wurde die Dechen-Schule bei einem Bombenangriff völlig zerstört. Da es kaum Schutzmöglichkeiten gab, kamen dabei 60 bis 61 Kriegsgefangene, politische Häftlinge und Zwangsarbeiter ums Leben, weitere 129 wurden teils schwer verletzt. Viele der Zwangsarbeiter waren von den Nazis aus anderen Ländern nach Deutschland verschleppt worden, um in der Industrie die Männer zu ersetzen, die an den Fronten kämpften oder gefallen waren. Nach der Zerstörung der Dechen-Schule wurde das Arbeitserziehungslager in die Richthofen-Schule (Im Neerfeld 6) in Frintrop verlegt.
Dechenschule heute
Heute befindet sich auf dem ehemaligen Gelände des Arbeitserziehungslagers die Erich-Brost-Berufskollegschule in Essen. Das Berufskolleg bietet vielfältige Bildungsgänge in den Bereichen Wirtschaft, Verwaltung und Gesundheit an. So wird der Ort, an dem einst Zwangsarbeit und Gewalt herrschten, heute von jungen Menschen für ihre Zukunft genutzt.

Dein Geocaching - deine Tools

  • Für Kinder/Jugendliche ab 10 Jahren

  • In Kleingruppen spielbar

  • Verschiedene Spielmethoden

  • Möglichkeit der Vernetzung

  • EIgene Inhalte im Blog hochladen

  • Multimedia Galerie

  • Medienkompetenz verbessern

  • Geschichte der Stadt lernen

    Spielorte